Unterzeichnung Charta Oecumenica 2019

Die Charta Oecumenica ist ein Text, den alle Kirchen auf europäischer Ebene gemeinsam erarbeitet und 2001 verabschiedet haben. Die Mitgliedskirchen der ACK in Deutschland haben sie auf dem ersten Ökumenischen Kirchentag 2003 in Berlin unterzeichnet. Das Ziel ist ein praktisches: Die Kirchen wollen das ökumenische Miteinander auf dem europäischen Kontinent intensivieren, indem sie gemeinsame Regeln für die Praxis festlegen. Das kommt im Untertitel der Charta Oecumenica zum Ausdruck: „Leitlinien für die wachsende Zusammenarbeit unter den Kirchen in Europa“. Mehr dazu auf der Webseite der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK).

Die Gemeinde St. Marien und die Lukaskirchengemeinde hatten die Charta Oecumenica bereits im Jahr 2005 erstmals unterzeichnet. Am Pfingstmontag, 10. Juni 2019, hat die gesamte Pfarrei St. Petrus diese Vereinbarung in einem feierlichen ökumenischen Gottesdienst mit der Lukaskirchengemeinde bekräftigt, aktualisiert und weiter konkretisiert. Gemeinsam und entschlossen soll der Weg der Charta Oecumenica im Bonner Norden weiterverfolgt und Entscheidungen in der jeweiligen Gemeindearbeit sollen weitestgehend ökumenisch geprägt werden. Insbesondere haben wir uns dazu verpflichtet, die Charta Oecumenica auf folgende Weise gemeinsam zu verfolgen:

  1. Gemeinsam zur Einheit im Glauben berufen
    Die Heilige Schrift lehrt, dass wir zur Einheit verpflichtet sind. Wir verpflichten uns, für ein neues Verständnis dieser Einheit, das Gemeinsame (Bibel und Tradition) zu beraten, zu erforschen, damit wir es sichtbar gemeinsam leben können (Taufe, Eucharistie, Zeugnis und Dienst).

  2. Gemeinsam das Evangelium (durch Wort und Tat) verkündigen
    Wir verständigen uns darüber, wie wir Menschen für den christlichen Glauben gewinnen wollen.

  3. Aufeinander zugehen mit wertschätzendem Blick auf die Traditionen und auf die Erfahrungen und Erwartungen der Jugend
    Wir wollen die geistlichen Gaben der verschiedenen christlichen Traditionen erkennen und  voneinander lernen. Ökumene soll sich entfalten. Dafür beziehen wir die  Erfahrungen und Erwartungen der Jugend mit ein und bieten ihnen Möglichkeiten mitzuwirken. Wir wollen ökumenische Offenheit und Zusammenarbeit in der christlichen Erziehung fördern.

  4. Gemeinsam handeln
    Alle Ebenen des kirchlichen, des gemeindlichen Lebens sind zu identifizieren und es ist darüber zu beraten, wie wir auf ihnen gemeinsam handeln können.

  5. Miteinander beten
    Wir wollen noch mehr Gelegenheiten schaffen, durch Gebete und Gottesdienste die geistliche Gemeinschaft zwischen den Kirchen zu vertiefen. Wir gehen Schritte auf dem Weg hin zur ganzen eucharistischen Gemeinschaft.

  6. Dialoge fortsetzen
    Wir identifizieren Kontroversen und suchen das Gespräch, um die Fragen gemeinsam im Licht des Evangeliums zu erörtern.

  7. Europa mitgestalten – hier: Die Stadt, das Viertel mitgestalten
    Wir verpflichten uns, uns über Inhalte und Ziele unserer sozialen Verantwortung miteinander zu verständigen und Visionen für die Stadtviertel zu entwickeln, die wir möglichst gemeinsam nach außen vertreten. Wir wollen die Grundwerte gegenüber allen Eingriffen verteidigen.

  8. Menschen versöhnen
    Weil wir die  Vielfalt der kulturellen und religiösen Traditionen als Reichtum betrachten, treten wir für die absolute Gleichwertigkeit aller Menschen ein. Deshalb wollen wir Demokratisierung fördern, uns für eine Friedensordnung auf der Grundlage gewaltfreier Konfliktlösungen einsetzen, jede Form von Gewalt gegen Menschen, besonders gegen Frauen und Kinder verurteilen.
    Die Stellung und Gleichberechtigung der Frauen in allen Lebensbereichen wollen wir stärken sowie die gerechte Gemeinschaft von Frauen und Männern in Kirche und Gesellschaft fördern.

  9. Die Schöpfung bewahren
    Wir wollen gemeinsam einen Lebensstil weiter entwickeln, bei dem wir gegen die Herrschaft von ökonomischen Zwängen und von Konsumzwängen auf verantwortbare und nachhaltige Lebensqualität Wert legen.

  10. Gemeinschaft mit dem Judentum vertiefen
    Wir verpflichten uns, allen Formen von Antisemitismus und Antijudaismus in Kirche und Gesellschaft entgegenzutreten und den Dialog mit der jüdischen Tradition und unseren jüdischen Geschwistern zu suchen.

  11. Beziehungen zum Islam pflegen
    Die wertschätzende Begegnung zwischen Christen und Muslimen wollen wir intensivieren. Insbesondere wollen wir über den Glauben an den einen Gott sprechen und das Verständnis der Menschenrechte klären und bei gemeinsamen Anliegen mit Muslimen zusammenarbeiten.

  12. Begegnung mit anderen Religionen und Weltanschauungen
    Wir wollen kritische Anfragen an uns ernst nehmen und uns gemeinsam um eine faire Auseinandersetzung bemühen. Wir verpflichten uns, die Religions- und Gewissensfreiheit von Menschen und Gemeinschaften anzuerkennen und dafür einzutreten, dass sie individuell und gemeinschaftlich, privat und öffentlich ihre Religion oder Weltanschauung im Rahmen des geltenden Rechtes praktizieren dürfen.

Pfr. Raimund Blanke und Pfr. Michael Schäfer hielten anlässlich der Unterzeichnung der Vereinbarung eine Dialogpredigt über den Vers: "Gott hat uns nicht den Geist der Furcht, sondern der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit gegeben" (2. Tim 1, 7). „Wir wollen mit der Unterzeichnung ein Zeichen setzen für eine immer stärker wachsende Gemeinschaft zwischen unseren Gemeinden“, erklärte Pfarrer Schäfer. „Die europäische Charta von 2001 ist ein Meilenstein im ökumenischen Miteinander. Wir haben sie auf unsere Bonner Verhältnisse heruntergebrochen.“ Nach dem Gottesdienst feierten wir gemeinsam im Innenhof der Lukaskirche.